07 Insel Chiloe, Corral bei Valdivia und Santiago - 16. - 26.3

 Diesen letzten Bericht schreibe ich am Flughafen Santiago, wo wir auf den Flug nach Madrid warten.


 Nach einer langen Reise durch Feuerland und Patagonien kommen wir auf der zauberhaften Insel Chiloé an, nach Feuerland (das zur Hälfte argentinisch ist) die zweitgrößte Insel Chiles.

Chiloé ist sicher nicht so spektakulär wie einige andere Orte, an denen wir vorher gewesen sind. Aber die Ruhe, das tolle Licht, die saubere Pazifikluft und die sanfte Schönheit der Landschaft gefallen uns sehr.

Die Aussicht aus unserem Fenster

Wir finden eine sehr komfortable und schöne Unterkunft, ein so genanntes "Dome". Das ist ein wabenförmiges Holzhaus von etwa 7-8 Metern Durchmesser mit zwei Etagen. Der Ausblick ist Klasse, und wir genießen schöne Sonnenaufgänge.


Wir wohnen wenige Kilometer südlich der Inselhauptstadt Castro.

Unser erster Restaurantbesuch dort führt uns ins Travesia. Die gemütliche Atmosphäre weckt hohe Erwartungen an das Essen.



Da lacht Sanne noch - voller Vorfreude

Wir entscheiden uns für zwei unterschiedliche Hauptgerichte. Sanne bekommt ihres zuerst: einen Teller mit verschiedenen - klein geschnittenen oder gehäckselten - Bestandteilen, die kegelförmig aufgetürmt sind. Das Ganze ist kalt, überwiegend fischigen Ursprungs und nicht näher identifizierbar.

Ich muss mich noch gedulden, freue mich aber schon, die vermutlich bessere Wahl getroffen zu haben. Meine Bestellung war Curanto, ein typisch chiloénisches Gericht, das traditionell in einem Erdloch zubereitet wird, hier aber wohl auf dem Küchenherd. Aus was Curanto im einzelnen besteht, sehe ich erst, als es auf den Tisch kommt. Ich traue meinen Augen nicht: Vor mir türmt sich ein Berg aus Muscheln, Fleisch und Würsten auf. So eine wilde Mischung habe ich noch nie gesehen. Unter den Muscheln sind viele Miesmuscheln normaler Größe, vertrautes Terrain immerhin. Aber daneben etliche Krawenzmänner, deren Schalen so groß sind wie Merkels Rautenhände. Und die Muscheln selbst fast so groß wie ein kleines Hühnerei, in der Konsistenz aber wie eine Mischung aus Gummi und Knorpel. Und dazwischen zwei, drei ganze Würste und gebratenes (aber kaltes) Schweinefleisch.

Von wegen 'bessere Wahl'! Ich bekomme kaum etwas von diesem bizarren Gericht herunter. Das Ganze ist uns etwas peinlich, denn wir haben uns leider nicht gründlich informiert.

Unser bisheriger Eindruck von der chilenischen Küche wird jedenfalls nicht verbessert:
Bodenständig, fleischlastig, oft mit zu viel Öl bzw. Fett und mit wenig kulinarischer Raffinesse.


Verladung von Muscheln

Chiloé ist für seine vielen Holzkirchen bekannt. Sechzehn von ihnen werden von der UNESCO zum Weltkulturerbe gezählt. Einige der Holzkirchen in der Umgebung von Castro schauen wir uns an. An baulichen Zuständen trifft man alles an zwischen 'gut in Schuss' und 'akut einsturzgefährdet'.



Die Holzschindeltechnik findet auch beim normalen Hausbau Verwendung




Strahlt hier der Heilige Geist?


Hier findet der Gottesdienst nur noch im Freien statt, ...

... damit niemand vom Kreuz erschlagen wird







Der Heiland im Strampelanzug 😂


Im Parque Nacional Chiloé gibt es einige schöne Wanderwege zwischen Regenwald und Pazifik.



Einer von ihnen führt zum Muelle de las Almas (übersetzt: Seelenpier), geschaffen vom chilenischen Künstler Marcelo Orellana. Die Installation besteht aus einem Steg, der ins Nirgendwo führt.

Nach einer Legende von Ureinwohnern kommen die Seelen der Verstorbenen hierher, um nach dem Fährmann Tempilkawe zu rufen, der sie auf die letzte Reise mitnimmt.


Vermutlich in diesem Ruderboot

Auf Chiloé gibt es tolle Lichtstimmungen




Die obige Muelle de las Almas Installation hat an anderem Ort im Parque Tepuhueico einen Nachahmer gefunden


In der Inselhauptstadt Casto sind die Pfahlhäuser sehenswert.


Bei Flut konnten die Fischer mit ihren Booten bis unter ihre Häuser fahren.


Eine beeindruckende alte Dampfmaschine


Kunsthandwerksmarkt in Dalcahue

Von Chiloé aus geht die Reise gut erholt und entspannt weiter nach Corral, einem kleinen Ort südlich von Valdivia. Hier prägt der Parque Nacional Alerce Costera das Bild. Abermals Pazifik und Regenwald.


Eine riesige Schiffsverladeanlage für Holzpellets

In Valdivia geben wir unseren Mietwagen ab und fliegen von dort in die Hauptstadt Santiago, wo uns noch drei Tage bleiben.

Die Moneda: Regierungspalast in Santiago

Mit einem Denkmal für Salvador Allende

Wie in so vielen großen Städten - nicht nur in Chile - prallen Reichtum und elende Armut in kaum aushaltbarem Kontrast aufeinander.

Entlang des Rio Mapocho leben viele Obdachlose ...

.... unter Brücken und in Zelten am Straßenrand

Wir fühlen uns angesichts dieser prekären Zustände nicht besonders wohl - und am Abend in einigen Gegenden auch nicht sicher. Gerade deshalb soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass wir regelmäßig von der Herzlichkeit, Freundlichkeit und dem Interesse der ChilenInnen überrascht und beeindruckt werden. Überrascht deshalb, weil man in Deutschland eher auf andere Umgangsweisen trifft und eine solche Zugewandtheit kaum noch gewöhnt ist.

Außerdem ist uns aufgefallen, dass hilfsbedürftige, bettelnde Menschen in Chile auf mehr Respekt, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft treffen als z.B. in Deutschland. Auch (vielleicht sogar besonders) in einer Metropole wie Santiago. Zugegeben: unsere Kenntnisse über dieses Land sind auch nach sieben Wochen nur sehr dürftig und fragmentarisch, doch das ist uns doch an mehreren Orten wiederholt aufgefallen.

Noch etwas anderes war sehr besonders in Santiago: Auf den Straßen und in den Restaurants sieht man viel häufiger als bei uns größere Gruppen von etwa vier bis acht Leuten, die zusammen etwas unternehmen und chilenisch-fröhliche Feierlaune ausstrahlen.

Auf ausgedehnten Stadtrundgängen durch Santiago gibt es viel Interessantes zu sehen, aber dazu will ich nur noch eine Handvoll Fotos zeigen.

Ein Fahrrad mit Verbrennermotor - offenbar Marke Eigenbau

Gedenkmosaik für Pablo Neruda

 Das ist Straßenmusik ist in Santiago.

Und nun folgt - als Erinnerung an den Anfang der Reise - Pinguin-Musik auf Isla Magdalena. 


Und die letzten Fotos zum Schluss:

Ausblick vom "Stadthügel" Cerro San Cristobal  

Auch Santiago hat ein Problem mit Smog - die Anden kann man hier nur erahnen

Das ist der Ausblick von der Balkonterrasse unseres Apartements im 15 Stock
- einschließlich Höhenangstgarantie, denn die Brüstung ging nur bis zur Hüfte😦

 

Am 27.3. ist unsere Reise zu Ende. Wir haben sie - trotz des teuren Kreditkartenbetrugs am Anfang - sehr genießen können. Aber jetzt freuen wir uns aufs Zuhause und auf unsere 'sozialen Kontakte'.

Ein letzter Gruß aus Chile: Macht's gut miteinander!

 

Kommentare

  1. Hi Micha u. Sanne, vielen Dank noch mal für die interessanten Reiseberichte. Und schön, dass ihr wieder gesund zurück seid. Bis bald, liebe Grüße Martina u. Jörg 😎

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  2. Danke für den letzten Bericht und das Mit-Reisen-Dürfen.bin gespannt auf mündliche Ergänzungen.
    Kommt gut wieder, habt hoffentlich den schönen Tag heute genießen können.
    Lg

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